Review zu Sieren – Emergence – Album – Friends Of Friends – 2025
Facts
Artist: Sieren
Country of Origin: Germany
Title: Emergence
Format: Album, Stream, Download
Genre: Electronica, House, Downtempo
Label: Friends Of Friends
Release Date: 18. April 2025
13 Tracks • 49m 58s

At Bandcamp available in Hi-res
24 Bits / 44.1 kHz – Stereo / 7,23 €

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Review
Am 18. April 2025 hat SIEREN sein neues Album „Emergence“ mit 13 Tracks bei Friends Of Friends veröffentlicht. „Emergence“ ist bei allen bekannten Download- und Streaming-Plattformen verfügbar. Bei Bandcamp gibt es das Album zum Kauf und Download für überaus faire 7,23 € und ihr könnt bestimmen, ob ihr auch mehr dafür zahlen möchtet.
Schon mit den ersten Takten von „Emergence“ wird klar, dass Sieren ein besonderes Gespür für musikalische Zeitreisen besitzt. Der deutsche Musiker, Fotograf und Field-Recordist, der bereits auf Labels wie R&S, Ki Records und Project Mooncircle veröffentlicht hat, öffnet auf seinem neuen Album eine imaginäre Zeitkapsel und lässt die Splitter auf seine Synthesizer prasseln.
Besonders eindrucksvoll zeigt sich das im zweiten Track „Eclipse“, der zunächst als entspannter House-Track beginnt, sich dann aber in ein Kaleidoskop aus Rave-Nostalgie der 90er verwandelt – mit peitschenden Snares und säuregetränkten Synth-Stabs. Dieser Moment steht sinnbildlich für das gesamte Album: Sieren bringt verschiedenste Epochen und mögliche Zukünfte der elektronischen Musik in einen Dialog, würdigt ihre Geschichte und denkt sie gleichzeitig weiter.
Sierens Ansatz gleicht einer musikalischen Archäologie. Er faltet Klanguniversen ineinander, verschraubt Stile und Sounds zu Gebilden, die vertraut und doch neuartig wirken. Seit 2011 veröffentlicht er als Sieren Musik, doch seine Produktionen blicken immer auch zurück: Mitte der 2000er prägten trancehafte, sonnendurchflutete Klänge seinen Stil, ab den frühen 2010ern tauchte er in die Sphären des Post-Dubstep ein – ein Genre, das selbst ein Schmelztiegel unterschiedlichster Einflüsse ist.
Dieses „Alles-geht“-Prinzip, getragen von einer emotionalen, elektronischen Grundhaltung, zieht sich wie ein roter Faden durch „Emergence“. Das Album ist eine Sammlung von Tracks, die sowohl auf dem Dancefloor als auch im Kopfhörer-Modus funktionieren und dabei stets verspielt und gefühlvoll bleiben.
Sieren ist nicht nur Musiker, sondern auch leidenschaftlicher Fotograf. Über seine EP „Serenity“ (2024) schrieb er, dass seine Musik oft die Ästhetik seiner Fotos widerspiegelt: mal übersättigt, mal ausgewaschen und verblasst. In seinen Bildern verschwimmen die Grenzen zwischen Natur und Digitalität, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Intimität und Zurückhaltung. Diese visuelle Sensibilität überträgt sich hörbar auf „Emergence“.
Die Tracks wirken wie lichtdurchflutete Landschaften, in denen vertraute musikalische Idiome leicht verschoben und neu beleuchtet werden. Ob 5-Uhr-morgens-Ambience, müde Breakbeats, sonniger Downtempo oder Hardcore-Breaks der späten 90er – wichtiger als das Genre ist die Freude, die in jedem Stück mitschwingt. Das Album lebt von seinem ständigen Wechselspiel aus Bekanntem und Neuem, aus Dancefloor-Energie und kontemplativer Ruhe.
Im Zentrum des Albums steht der Track „Fields“, ein vierminütiger, ruhiger Sturm. Hier treffen hallgetränkte Trance-Synths auf einen sepiafarbenen Bass, während im Hintergrund mikroskopisch feine Drums für Bewegung sorgen, ohne das Klangbild zu beschweren. Es ist Musik, die zum Träumen einlädt, die auf einer IDM-Compilation der 2000er ebenso funktionieren würde wie auf einem Dancefloor, der kurz abzuheben scheint.
Der abschließende Track „Within“ greift diese Idee auf, lässt eine Melodie über einem kaum vorhandenen Bass schweben und evoziert mit wenigen Noten das Gefühl von Unendlichkeit. Das Hörerlebnis erinnert an den Blick aus dem Flugzeugfenster auf einen endlosen Ozean – ein Motiv, das sich auch in Sierens Fotografie findet. Die Ruhe der Musik unterstreicht ihre Größe, jede Synth-Schleife wirkt wie eine Welle, die in weiter Ferne anbrandet.
„Emergence“ ist das Werk eines Künstlers, der elektronische Musik als Lebensgefühl versteht. Sieren wirft unzählige Einflüsse in einen Topf und taucht jeden Track in einen warmen Sepia-Ton. Das Ergebnis ist ein Album, das von Beat-Tapes, Kopfhörersessions und Clubnächten gleichermaßen inspiriert ist – und dabei die Grenzen zwischen diesen Welten aufhebt. Wie schon bei „Serenity“ steht das Gefühl im Mittelpunkt: Die Musik ist weder reine Clubmusik noch ausschließlich für das heimische Wohnzimmer gedacht, sondern funktioniert in beiden Kontexten – dank ihrer emotionalen Tiefe und Vielschichtigkeit.
Sieren entwirft Dance Music als leise, freudige Angelegenheit, in der jede neue Klangfarbe mit ruhiger Selbstverständlichkeit landet. Elektronische Musik hat schon immer von Utopien geträumt – Sieren gelingt es, auf „Emergence“ eine solche hörbar zu machen.
Matthias Frick, der hinter dem Projekt Sieren steht, veröffentlichte seine erste Musik bereits 2011 unter dem Mädchennamen seiner Mutter. Seine künstlerische Entwicklung ist geprägt von einer stetigen Rückschau auf die Geschichte elektronischer Musik: Von trancehaften, lichtdurchfluteten Produktionen bis hin zur vielschichtige Welt des Post-Dubstep prägten eine ganze Reiher verschiedener Stile seinen Sound.
Veröffentlichungen auf renommierten Labels wie R&S Records und Christian Löfflers Ki Records folgten. Mit seinen aktuellen Releases auf Friends of Friends destilliert Sieren verschiedenste Einflüsse zu einer ganz eigenen, neuen Klangsprache: 8-Uhr-morgens-Rave, 23-Uhr-Ambience, 1992 und 2025, beide Seiten des Atlantiks und dazwischen – Field Recordings inklusive, die wie Erinnerungen an Clubnächte wirken, die nie stattgefunden haben.
Auch seine Fotografie ist geprägt von einer besonderen Ästhetik. Wer sich auf Sierens Bilder einlässt, fühlt sich an ein bereits gelebtes Fotoalbum erinnert. Seine Motive – oft Natur, immer mit einer ausgewaschenen, fast nostalgischen Farbgebung – strahlen eine stille Schönheit aus: Die Mittagssonne glitzert auf dem Meer, Wandgemälde stehen vor weit geöffnetem Himmel.
Wie seine Musik bewegen sich auch seine Fotos zwischen realer und imaginierter Welt, jede Entscheidung unterstreicht die Freude am Moment. Es überrascht nicht, dass Sieren ein leidenschaftlicher Reisender ist – seine verträumten Klanglandschaften sind der perfekte Soundtrack für Sonnenaufgangswanderungen oder Nächte am Strand unter Sternen.
The Bottom Line
Emergence überzeugt nicht nur durch seinen immensen musikalischen Tiefgang, sondern vor allem durch die Fähigkeit, unterschiedlichste Stile – von House, Breakbeats, Downtempo, Trance bis IDM – organisch miteinander zu verweben. Trotz dieser stilistischen Bandbreite wirkt das Album in sich absolut homogen und geschlossen. Sieren gelingt das Kunststück, aus vielen Einflüssen einen durchgehenden Spannungsbogen zu formen, der das Album wie aus einem Guss erscheinen lässt.
Jeder Track trägt zur Gesamtatmosphäre bei, ohne aus dem Rahmen zu fallen, und doch bleibt Raum für überraschende Ausflüge auf den Dancefloor. Anspieltipps sind Waves, Eclipse, Linked und das fantastische Reflections. Gerade auf einem großen Sommer-Open-Air zur Sonnenuntergangszeit dürfte der moderne Sound des Albums „Emergence“ seine ganze Wirkung entfalten.
Die beeindruckende Klangqualität in 24 Bit / 44.1 kHz verleiht Emergence den letzten Schliff. Mit jedem Durchlauf erschließt sich das Album weiter, wächst und entwickelt sich zu einem Werk, das Electronica-Fans immer wieder neu entdecken und genießen werden.
Rating
Total (max. 5 Stars)
Listen & Buy
Studio 1:
- 2 x System Audio SA Mantra 50 (front)
- 1 x System Audio SA Mantra 10 AV (center)
- 2 x System Audio SA Legend 5 (Rear)
- 1 x System Audio Saxo 10 (Subwoofer)
- 4 x Onkyo SKH-410 (B) (Dolby Atmos)
- Melco N1A H60 4TB Musikserver
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- Denon AVR-X3600H (Preamp Mode) 4K, Dolby Atmos, Hi-res
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- Sony X-700 4K UHD Player) Dolby Atmos, HDR, Dolby Vision
- Amazon Cube 4K (Streaming Client) Dolby Atmos (restricted), HDR, Dolby Vision
- Sony KD-55A1 (TV) 4K OLED, HDR, Dolby Vision
Near Field:
- Lautsprecher: 2 x Yamaha NX-N500 (Aktiv, Hi-res)
- DAC: Cambridge DAC Magic Plus
- Kopfhörerverstärker/Vorverstärker: Auralic Taurus
- Melco N1A H60 4TB Musikserver
- Kopfhörer InEar: Shure SE846 mit ALO MMCX Audio Reference 8 Kabel
- Kopfhörer OverEar: Audeze EL-8
- Kopfhörer OverEar: BeyerDynamic DT 880 S (Studio)
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