Review zu Sinouj – Hak Dellali – Single – Love Monk – 2025
Facts
Artist: Sinouj
Herkunft: Spanien, Madrid
Titel:Hak Dellali
Format: 2-Track Single, Stream, Download
Genre: World, Jazz, Afro, Dance
Label: Lovemonk (Spanien)
Release-Datum: 13. Juni 2025
Tracks: 2 – 09m 11s

At qobuz available in Hi-res
24 Bits / 44.1 kHz – Stereo

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„Von Nordafrika nach Berlin: Tradition trifft Clubkultur – Ein Soundtrack gegen kulturelle Mauern.“
Review
Herzlich willkommen im Universum von Lovemonk – einem Label, das musikalische Kategorien nicht sprengt, sondern elegant umschifft. Seit seiner Gründung hat sich das Madrider Kollektiv als kreatives Labor etabliert, in dem Club-Elektronik und Folk-Experimente ebenso Platz finden wie Sounds mit tiefen Wurzeln in afrodiasporischen Traditionen. Das Motto „Discos Buenos“ („Gute Platten“) fungiert hier nicht als marketingtaugliche Floskel, sondern als handfeste Qualitätsgarantie: Jedes Release durchläuft eine künstlerische Feuerprobe, bei der allein die emotionale Dichte zählt.
Das Madrider Ensemble Sinouj verkörpert Lovemonks Philosophie wie kein zweites Projekt. Ihr Sound ist ein diplomatischer Akt zwischen Kontinenten: Arabische Violinen und persische Ney-Flöten treffen auf westafrikanische Polyrhythmen, während zeitgenössischer Jazz als Vermittler agiert. Diese kulturelle Permeabilität zieht Musiker*innen wie Flamenco-Legende Jorge Pardo oder den iranischen Ney-Virtuosen Kaveh Sarvarian an – ein Kaleidoskop, das Soul, Rock und Elektronik mühelos integriert.
Im Fokus der Single steht ein nordafrikanischer Klassiker: „Hak Dellali“, in den 1980ern durch Tunesiens Hedi Habbouba populär, später vom Emirati-Sänger Hussain Al Jassmi reinterpretiert.
Sinouj verwandeln mit dem Radio Edit und dem Voodoocuts Remix „Hak Dellali“ in ein neunminütiges Ritual – zwar getrennt, doch vereint: Der Radio Edit fängt die rohe Live-Energie ein, bei der marokkanische Chaabi-Rhythmen mit der sandigen Rauheit des Tuareg-Rocks verschmelzen. Improvisatorische Jazz-Eruptionen kalibrieren die Arrangements ständig neu, während die arabische Violine einen hypnotischen Sog entfaltet. Live entwickelte sich der Song zum kollektiven Taumel – eine Energie, die nun erstmals studiofestgehalten wird.
Den Kontrapunkt setzt Berlins Voodoocuts mit einem psychedelischen Remix: Hier wird der Track in sphärische Club-Sphären katapultiert, ohne die ursprüngliche Erdverbundenheit zu verlieren. Die elektronischen Texturen verweben sich mit dem Ney-Flöten-Solo zu einem Grenzgänger-Experiment, das Genregrenzen einreißt.
Tracklist
- Sinouj – Hak Dellali – 4:26
- Sinouj – Hak Dellali (Voodoocuts Remix) – 4:45
Credits:
Composer: Larbi Sassi, Pablo Hernández, Trad. Composition
Lyricist: Larbi Sassi, Pablo Hernández, Traditional Composition
Remixer: Voodoocuts (Track 2)
Artist: Sinouj
© + ℗ Lovemonk Discos Buenos
The Bottom Line
„Hak Dellali“ definiert World-Jazz neu: als organischen Dance-Sound, der Tradition nicht museal konserviert, sondern als Treibstoff für genreübergreifende Fusionen nutzt. Sinouj und Lovemonk demonstrieren, wie Grenzen zwischen Marokko, Mali, Madrid und Europa verschwimmen, wenn Groove, Experimentierlust und Respekt vor den Wurzeln koalieren und auf den Dancefloor dringen.
In einer Zeit, in der nationalistische Tendenzen und kulturelle Abschottung weltweit erstarken, wirkt diese Musik wie ein Gegenentwurf. Die bewusste Verschmelzung von Chaabi-Rhythmen, Tuareg-Rock und elektronischen Remixes spiegelt wider, was politische Bewegungen seit jeher fordern: Solidarität jenseits von Grenzen. Ähnlich wie die „Singing Revolution“ im Baltikum der 1980er-Jahre, die mit Liedern gegen sowjetische Repression kämpfte, nutzt Sinouj Musik als Werkzeug des Dialogs – ein Soundtrack für eine Welt, die Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum begreift.
Die Berliner Philharmoniker, die als UNHCR-Botschafter Geflüchteten eine Stimme geben, und Initiativen wie Songs of Solidarity, die migrantische Erfahrungen in epische Musiktheater-Projekte übersetzen, zeigen: Kunst wird zunehmend zur Brücke in gespaltenen Gesellschaften. „Hak Dellali“ fügt sich hier ein – als tanzbare Kritik an kultureller Vereinnahmung. Der Track erinnert daran, wie arabische Rai-Musik in den 2000ern zum Soundtrack der französischen Vorstadtproteste wurde, oder an Kendrick Lamars „Alright“, das zur Hymne von Black Lives Matter avancierte.
Indem Sinouj nordafrikanische Traditionen mit europäischer Jazz-Improvisation und Berliner Clubkultur verbinden, schaffen sie mehr als Fusion: Sie dekonstruieren den Mythos homogener Nationalkulturen. Dieses Release ist ein Statement gegen die Instrumentalisierung von „Heimat“-Narrativen – ein musikalischer Akt des Widerstands, der die Kraft des Globalen feiert, ohne lokale Identitäten auszulöschen. In Zeiten, in denen selbst Streaming-Algorithmen politische Agenden prägen, wirkt diese handgemachte Hybridität wie ein Befreiungsschlag.
Ein zeitloses Statement nicht nur gegen musikalische Nationalismen, sondern für eine Welt, in der kulturelle Wurzeln kein Ausschlusskriterium, sondern Grundlage neuer Allianzen sind – auf der Tanzfläche wie auf den Straßen.
Rating
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